Donnerstag, 28. März 2024
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Die Seesener Feuerwehrgeschichte von 1920 - 1970

150 Jahre 1920 1970Dieser Blick in die Biografie der Seesener Ortsfeuerwehr wurde nach sorgfältigen Recherchen von schriftlichen Überlieferungen von Berichts- und Protokollbüchern der Wehr erstellt. Niedergeschrieben wurde dieser vom stellvertretenden Ortsbrandmeister Thomas Kohlstedt für seinen Vortrag auf der Feierstunde zum 150-jährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Seesen.

Einen tiefen Einschnitt in der Entwicklung der Wehr bedeutete der 1. Weltkrieg, wurden hier doch zahlreiche Mitglieder zu den Waffen gerufen. Im April 1919 fand die erste Versammlung nach dem Krieg statt. Die Stärke der Wehr wurde mit 128 Mann beziffert und stieg dann weiter bis auf 153 Kammeraden. Am 6. März 1920 beschließt dann die Wehr dem Amtsfeuerwehrverband beizutreten. Natürlich wurde auch in diesem Jahr, im festlichen Rahmen das 50-jährige Bestehen der Wehr gefeiert.

Im April konnte alsdann der damalige Kommandeur der Feuerwehr, Kamerad Röbbel mitteilen, dass die vom Kreis gekaufte Motorspritze eingetroffen sei und diese auf Beschluss des Kreistages in Seesen stationiert werden soll. Diese sollte bei Einsätzen im gesamten Altkreis Gandersheim zum Einsatz kommen. Die Kreismotorspritze war das erste selbstfahrende Löschfahrzeug im Kreis Gandersheim. Aus einem Bericht aus dem Jahre 1924 geht hervor, dass sich die neu eingebaute Sirene gut bewährte. In dem Protokoll heißt es: "das man das Geheule bis weit in die Ferne hören könne."

Am 21. August 1926 brach ein Schadenfeuer in den Stallungen des Hotels ,,Zum goldenen Engel", heute besser bekannt als „Goldener Löwe „an der Jacobsonstraße aus. Und dehnte sich auch auf die angrenzenden Gebäude und den Saal aus, in dem sich an jenem Sonnabendabend 200 Personen befanden. Es konnte eine Panik vermieden und der Saal geräumt werden, doch brannte auch ein Teil des Wirtschaftsgebäudes des Hotels nieder. Bereits zum dritten Mal in diesem Monat wurde die Wehr in den Abendstunden des 25. September alarmiert, als im Hintergebäude des Eisenbahnpensionärs Homann an der Kleinen Reihe ein Brand zum Ausbruch gekommen war, der auch die anliegende Scheune des Landwirts Frohne in Schutt und Asche legte.

Auf der Generalversammlung 1927 wurde die Anschaffung von zwei weiteren Sirenen beschlossen. In Deutschland setzt sich im Jahr 1935 der Aufbau von geschlossenen Mannschaftskabinen durch. Nicht weniger als 8 Brände sind im Jahre 1934 zu verzeichnen. Am 24. März brach bei dem Landwirt Karl Bodenburg in der Lange Straße ein Feuer aus, das sich schnell auf die angrenzenden Grundstücke des Landwirts Wilhelm Bodenburg und des Rentiers Weber ausbreitete und drei Scheunen, sowie mehrere Schuppen und Stallungen in Asche legte. Den vereinten Anstrengungen der Wehren von Seesen, Herrhausen und Engelade gelang es, den Brand auf seinen Herd zu beschränken.

Auf Weisung des Reichsinnenministeriums stellt der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) 1938 seine Tätigkeit ein. Nach einem Erlass des Reichsinnenministeriums im Juni 1942 werden auf Grund der angespannten Rohstofflage die Fahrzeuge und Anhänger für die Feuerschutzpolizei und die Feuerwehren in einem matt grauen Farbanstrich (46 RAL 840 B 2) geliefert.

1945 schwarze Kriegswolken hängen noch über dem Land. Die großen Städte liegen in Trümmern. Der Krieg ging verloren zu Ende. Seesen wurde von den Siegermächten besetzt. Die Feuerwehrkammeraden waren in alle Winde zerstreut. Uniformen wurden teils für die damalige Polizei verwendet. Der Fahrzeugpark bestand lediglich aus alten, offenen vollgummibereiften Löschfahrzeugen und einem alten Pkw mit Tragkraftspritzenanhänger. Und die Kreismotorspritze – diese konnten von dem damaligen Stadtbrandmeister Willi Ternedde vor einer Requirierung gerettet werden.

Unter besonders erschwerten Umständen war die Wehr im April und Mai des Jahres 1945 im Einsatz. Am 7. April musste wiederum ein Großfeuer bei der Firma Schmalbach bekämpft werden, am 12. und 13. April sowie am 5. Mai brachen Brände in den Züchner-Werken aus, die ebenfalls von der Wehr gelöscht wurden. Der damalige amerikanische Stadtkommandant forderte daraufhin eine rasche Aufstellung der Wehr und legte die Führung der Wehr in die Hände des bewährten Stadtbrandmeisters Willi Ternedde. Die Feuerwehrhelme trugen die Aufschrift – Fire Service – somit konnte der Träger des Helmes bei Alarm während der Sperrstunde die Kontrollen der Besatzungsmächte passieren. 21 freiwillige versahen nach dem Krieg ihren Dienst in der Feuerwehr. Meistens waren dies ältere Kammeraden.

1948 wurden 18 Einsätze verzeichnet. Im Jahr 1949 wurde die Wehr in Gruppen und Züge eingeteilt. Kreisbrandmeister Bruno Sommer stellte eine Gruppe nur aus jungen Männern zusammen, die die Kreismotorspritze besetzen sollte. Diese Kameraden wurden geschlossen in die damalige Landesfeuerwehrschule nach Celle geschickt und dort auf einen hohen Ausbildungsstand gebracht. Sonntag für Sonntag opferten die Kameraden ihre Freizeit, um – zusammen mit dem Kreisbrandmeister Sommer – auf die Dörfer des Kreises zu fahren und den Dorfwehren den neuzeitlichen Ausbildungsstand zu zeigen.

Als dann von höherer Stelle aus Wettkampfbestimmungen und Richtlinien für die Feuerwehren ausgearbeitet wurden, um den "Einheitsfeuerwehrmann" auszubilden, da war Seesen als erste Wehr wieder bei Wettkämpfen auf Kreis- und Bezirksebene mit dabei. Wieder musste manche Stunde Freizeit geopfert werden. Und so mancher Tropfen Schweiß wurde vergossen, doch wurden die Kameraden durch den Erfolg voll entschädigt. Die Freiwillige Feuerwehr Seesen konnte in diesen Jahren folgende Preise erringen:

  • 6 Silberpokale
  • 5 Leistungsplaketten
  • 4-mal nahm Seesen an Bezirks-Leistungswettkämpfen des Landes Braunschweig mit Erfolg teil

Inzwischen waren einige Jahre nach der Währungsreform ins Land gegangen. Nach Jahren des Stillstandes arbeitete die Technik wieder auf vollen Touren. Auf allen Gebieten gab es eine Modernisierung. Hiervon war natürlich auch die Feuerwehr betroffen. Ebenso erhöhte sich das Verkehrsaufkommen auf den Straßen. Am 12. Januar 1952 wurde nach dessen Auflösung im Jahr 1938 in Fulda der Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) wieder neu gegründet. Als Präsident wird Architekt Albert Bürger gewählt. Im Februar 1952 wird der Berufsfeuerwehr Hamburg eine Genehmigung für die Verwendung des Funkrufnamens "Florian" erteilt. Im Oktober gleichen Jahres führt die Berufsfeuerwehr Berlin den gleichen Funkrufnamen für ihren Sprechfunkverkehr ein. Dieser wurde dann in einem Normblatt-Entwurf am 13. Juni 1975 aufgenommen.

Um den neuen Ansprüchen und Herausforderungen gerecht zu werden, beschaffte die damalige Stadtvertretung in Oktober 1954 ein neues modernes Tanklöschfahrzeug (TLF) vom Typ Mercedes Benz mit einem 2400 Liter fassenden fest eingebauten Tank. Doch ein TLF alleine war für den Feuerschutz der Stadt Seesen, die mittlerweile 13.000 Einwohner hatte, nicht genug. Aus diesem Grund beschaffte die Stadtvertretung im Oktober 1957 ein weiteres Löschfahrzeug mit Vorbaupumpe. Ein ortsansässiges Industriewerk schenkte der Wehr einen gebrauchten Pkw Opel – Kapitän. Mit diesen Fahrzeugen und dem Idealismus der Wehrmänner stand der Stadt Seesen und seiner Bevölkerung eine schlagkräftige Feuerwehr zur Verfügung. Es war eine Tatsache, dass, noch während der Sirenen liefen, das erste Fahrzeug die Garage verließ.

Bei Wettkämpfen im Jahre 1959 errang Seesen in der LF-Klasse die beste Zeit und wurde in dieser Klasse Bezirkssieger. Im Oktober 1960 wurde auf einer Kommandositzung über erste Peilversuche mit dem neuen Sprechfunk berichtet. Man konnte von unserem Standpunkt aus die Feuerwehren aus Hildesheim, BF Salzgitter, der Polizei in Seesen und das DRK in Göttingen erreichen. Im Februar 1961 konnte dann auch ein fest eingebautes Funkgerät in dem TLF unter dem Rufnamen "Florian Seesen 1" seinen Betrieb aufnehmen.

Der damalige Stadtbrandmeister W. Ternedde berichtete, darüber, dass die neue Drehleiter (DL 18) alle Prüfungen bestanden hatte und diese nunmehr in Betrieb genommen werden kann. Diese Drehleiter wurde noch im Handbetrieb ausgefahren.

Ein heute fast leider alltägliches Problem beschäftigte die Kameraden auch schon 1961. Wie aus dem Bericht der Kommandositzung hervorgeht hat der damalige Staatsanwalt Herr Märtin aus Bad Gandersheim festgestellt, dass die Feuerwehrfahrzeuge durch andere Verkehrsteilnehmer erheblich behindert worden sind. Er bat darum die Kennzeichen der Fahrzeuge zu notieren und der Polizei zu übergeben. Für die Bestrafung der Fahrzeugführer würde er sich dann höchst persönlich einsetzen.

Der damalige Stadtbrandmeister Willi Trenedde gab auf der letzten Kommandositzung des Jahres bekannt, das dieses die letzte Sitzung sei die er leitet da er nach 40-jähriger Tätigkeit, davon 20 Jahre als Stadtbrandmeister, in den passiven Dienst übertreten wolle. Daraufhin wurde Kurt Sachse auf der nachfolgenden Generalversammlung zum neuen Stadtbrandmeister gewählt. Im Februar 1962 trat erstmalig ein Feuerwehrausschuss zusammen. Dieser bestand aus den Ratsherren Junghans, Methner, Paetz, Hüter, dem Stadtbrandmeister und dem Gerätewart.

Eine Übung am Sonnabend den 11. Mai 1963 um 18.30 Uhr soll in der Zeitung bekanntgegeben werden. Ein Großbrand im ehemaligen Lockschuppen an der Bahnhofstrasse sorgte für einen Großeinsatz der Feuerwehr. Hierzu wurde auch die Betriebsfeuerwehr Züchner, die Feuerwehren Langelsheim, Gandersheim und Herrhausen alarmiert. Nach 6 Stunden war das Feuer unter Kontrolle und nach 14 Stunden konnten die letzten Kräfte einrücken.

In der Zeit vom 25.5 – 7.6.1963 hielt ein Brandstifter die Feuerwehr in Atem und verbreitete Angst und Schrecken. Mussten doch in nur 14 Tagen 7 Brände bekämpft werden. Ein 18-jähriger Seesener wurde der Brandstiftung überführt. Der entstandene Schaden belief sich auf rund 2 Millionen DM. Nach dem 5. Brand wurden von der Wehr freiwillige Nachtwachen gestellt. In Berlin wird am 31.10.1965 die "Deutsche Jugendfeuerwehr" gegründet. Bei einem Brand auf der Bundesautobahn 7 brannte ein 26 Tonnen Lkw, der mit 9 Tonnen Kautschuk beladen war. Hierzu wurden über Funk die Feuerwehren aus Bockenem und Salzgitter hinzugezogen, da die 500 kg Trockenpulver und 100 kg Schaum zum Ablöschen nicht ausreichten.

Der Tanker 2 (TLF) wurde Anfang 1964 ebenfalls mit einem Funkgerät ausgestattet. Die Wehr verfügt nunmehr über 2 fest eingebaute und ein tragbares Funkgerät.

Die Kanäle wurden eingeteilt in:

  • Kanal 1 - Feuerwehr
  • Kanal 2 - Polizei
  • Kanal 3 - unter uns
  • Kanal 4 - über Land

Von der Firma Sieburg & Pförtner wurde ein Pkw der Marke VW als Kommandowagen übergeben. Dieser wiederum musste sich aber noch einer Generalüberholung und einer Lackierung unterziehen. 1965 wurde ein neuer Kampfanzug für die Kameraden vorgeführt, dieser soll bei Einsätzen über der Kleidung getragen werden. Ebenfalls wurden in diesem Jahr erste Helme mit einem Phosphoranstrich, die bei Nacht einen starken Leuchteffekt haben, für die beiden TLF Gruppen angeschafft. Eine Mitgliederwerbung soll durchgeführt werden, durch eine Zeitungsanzeige und durch das Verteilen von 240 Aufnahmeformularen sollen die Hausbesitzer darauf aufmerksam gemacht werden. Durch diese Aktion konnten 215 fördernde Mitglieder geworben werden. Die Mitgliederzahl erhöhte sich somit auf insgesamt 378.

Ein Großbrand bei der Firma Mende in Teichhütte erforderte am 7. Januar 1966 den Einsatz sämtlicher Seesener Fahrzeuge. Bei einer Besichtigung der Garagen im Februar 1966 wurde den Ratsmitgliedern der Zustand der selbigen gezeigt und die Ratsherren vertraten die Ansicht, dass ein Neubau unumgänglich sei. Im Februar 1967 ist ein neuer Kommandowagen eingetroffen, dieses war erforderlich, da der Vorgänger bei einem Unfall Totalschaden erlitten hatte.

Im Laufe der ersten Kommandositzung des Jahres wurde vom damaligen Stadtbrandmeister Kurt Sachse das Thema Jugendfeuerwehr erneut aufgegriffen und beraten. Die zweite Kommandositzung brachte dann den langersehnten Kommandobeschluss: Wir gründen eine Jugendfeuerwehr. Und am 1. März 1967 wurde dann die Jugendfeuerwehr Seesen gegründet deren - 50-jähriges Jubiläum wir ja ausgiebig gefeiert haben.

Ein Großbrand bei der Firma Gemkow & Wend in der Bismarckstraße sorgte dann im Juli 1967 für einen Großeinsatz der Seesener Feuerwehr. Eine nachbarliche Löschhilfe wurde über die damalige Feuerwehrtechnische-Zentrale (FTZ) in Bad Gandersheim ausgelöst. Daraufhin trafen weitere 8 Feuerwehren ein.

Am 14.1.1968 ist ein Schnellzug der Deutschen Bahn in Neuekrug durch eine Schneewehe entgleist. Diese musste beseitigt werden. Was sich aber nicht so einfach gestaltete, standen doch die Kameraden noch mehr oder weniger unter dem Einfluss des Wintervergnügens welches am Vorabend stattgefunden hatte und nicht um 23.59 Uhr beendet wurde.

Neben vielen kleineren Einsätzen wurden in den diesen Jahren auch viele Wald- und Flächenbrände gefahren und Mitte der 60 Jahre erhöhten sich auch die Einsätze auf der BAB und die der Hilfeleistungen. Im Mai 1969 wurde die neue Wache mit Garagen und Gemeinschafträum feierlich übernommen. Im selben Jahr wurde mit der Planung über eine neue Drehleiter begonnen. Ebenso begannen die Planungen zum 100-jährigen Bestehen der Wehr. Die Ausbildung eines Feuerwehrmannes ist hart und wird von manchem Fluch begleitet. Aber auch die Kameradschaft wurde in all den Jahren dabei nicht vergessen und gepflegt.

 
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